Der Vätercoach und Buchautor Carsten Vonnoh über belastete Männer, was diese tun müssen, um besser in ihrer Vaterrolle anzukommen – und was sie von den Müttern ihrer Kinder einfordern sollten.
Der Vätercoach und Buchautor Carsten Vonnoh über belastete Männer, was diese tun müssen, um besser in ihrer Vaterrolle anzukommen – und was sie von den Müttern ihrer Kinder einfordern sollten.
Herr Vonnoh, wie war es für Sie, Vater zu werden?
Die ersten Jahre waren ziemlich heftig. Da sind eine ganze Menge Ansprüche, Ideale und Stressfaktoren sehr schnell zusammengekommen. Und in dem Versuch, alles von Anfang an gut zu machen, bin ich schnell an meine Grenzen gekommen.
Inwiefern?
Ich habe realisiert, dass dieses so junge Wesen vollkommen von uns abhängig ist, wir dem alles unterordnen müssen. Das ist wundervoll – und angstmachend zugleich. Für jemanden, der vorher sehr selbstbestimmt und unabhängig war, ist das, bei aller Liebe, eine grosse Herausforderung. Hinzu kommen die üblichen Erschütterungen durch Schlafentzug, ungewohnte Stresssituationen, viel Unsicherheit, Überforderung und daraus entstehende Partnerkonflikte.
Denken Sie, dass es vielen Vätern so geht wie Ihnen damals?
Für diejenigen Väter, die sich in ähnlicher Verantwortung wie die Mütter sehen, sind das sicher bekannte Erfahrungen.
Welche Vorstellungen haben Männer denn vom Vaterwerden?
Ich würde mal behaupten, dass die meisten Männer keine Vorstellung davon haben, wie es ist, Vater zu werden. Zumindest keine, die sich mit der Realität deckt. Wir haben so ein Bild im Kopf, dass alle Väter super entspannt, super engagiert und super gelaunt sind. Und den ganzen Tag Spass mit ihren Kindern haben. Das ist natürlich völliger Quatsch. Diese Väter gibt es nur am Rande, vielleicht gar nicht. So eine Vorstellung macht dann viel Druck. Und auch Angst.
Angst wovor?
Nicht gut genug zu sein. Die Sorge, seiner Partnerin und seinem Kind nicht so zur Seite zu stehen, wie das vielleicht andere erwarten oder können.
Sie beraten nun schon seit einigen Jahren Väter. Welche Väter kommen zu Ihnen?
Von jung bis alt ist alles dabei. Manchmal kommen Männer, die kurz vor der Geburt des ersten Kindes stehen und sich darauf so gut es geht vorbereiten wollen. Aber das ist eher selten. Meistens spreche ich mit Männern, die schon ein Stück weiter sind und sich mit Erziehungsfragen beschäftigen: Wie setze ich Grenzen? Wie kann ich das Verhalten meines Kindes besser verstehen? Wie kann ich lernen, in Konflikten mit heftigen Gefühlen umzugehen? Manche Väter werden auch mit ihren eigenen emotionalen Themen konfrontiert, die durch die Kinder getriggert werden. Und suchen dann Hilfe.
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